03.02.2015
Kategorie: Markt, Kraftstoffe
Von: Martin Wendlandt

Jetzt Dieselbedarf für ein oder zwei Jahre decken?

Gleich mehrere Kunden haben uns in der vergangenen Woche gefragt, ob sie Angebote annehmen sollen, die den gesamten betrieblichen Dieselbedarf zum Preis von 88 Cent pro Liter garantieren. Natürlich ist die Beantwortung der Frage kein Thema, für das Berater haften können, sind diese in ihrer Beurteilung doch auch auf allgemeine Marktinformationen angewiesen. Wie unsere Meinung, nicht unser Rat ist, hier deshalb in Kurzfassung.


Wegen des Überangebots an Rohöl werden mittlerweile Öltanker als Dauerlager eingesetzt (Symbolfoto: Kovalenko Inna/Fotolia).

Wegen des Überangebots an Rohöl werden mittlerweile Öltanker als Dauerlager eingesetzt (Symbolfoto: Kovalenko Inna/Fotolia).


Zurzeit wird mehr Öl gefördert, als nachgefragt wird. Die USA haben sich zum größten Ölförderer der Welt entwickelt und nutzen die gewaltigen Mengen, um quasi in einer Art Wirtschaftskrieg Russland in die Knie zu zwingen. Die Saudis, Verbündeter der USA, sind nicht bereit, die eigene Förderung zu reduzieren, weil sie billiger fördern, als durch Fracking in den USA möglich ist. Andere Förderländer wie Libyen und Irak brauchen auch Dollars und fördern kräftig. Die großen Verbraucherländer, allen voran China, kaufen nicht die erwarteten Mengen, so dass mittlerweile Öltanker als Dauerlager eingesetzt werden.

Tatsächlich reduziert sich die Zahl der Förderlöcher in den USA aus wirtschaftlichen Gründen. Fachleute sind jedoch der Meinung, dass die OPEC nicht erwarten darf, dass im ersten Halbjahr 2015 die niedrigen Preise Einfluss auf das Produktionswachstum in den USA hätten. Die rechnerischen Kosten pro Barrel für das Frackingöl beinhalten nämlich auch die Investition in die Technik und die Erschließung und sind nicht mit den Kosten für die laufende Produktion zu verwechseln. Wenn also weiter gefrackt wird, kommen Deckungsbeiträge rein.

Der Ölmarkt wird zurzeit als hochvolatil bezeichnet und professionelle Anleger reagieren auf jede noch so kleine Nachricht. So ging der Preis in den letzten Wochen innerhalb von Minuten um bis zu 7% rauf und wieder runter. Am vergangenen Freitag, 30.1. ging der Preis um 8% und am Montag um 5% nach oben. Es sieht nach Wende aus, obwohl sich die fundamentalen Daten nicht grundlegend geändert haben.

Zusammenfassend kann man zurzeit sagen, dass große Menge auf kleine Nachfrage stößt. Das drückt den Preis. Die Preise können, nach kleinem BWL-Einmaleins, nur steigen, wenn die Menge sich reduziert oder die Nachfrage steigt. Spürbare Auswirkung hätte es, wenn die Saudis oder die USA die ausgebrachte Menge reduzieren und/oder die Weltwirtschaft anspringt und mehr Öl verbraucht, was zurzeit erwartet wird. Es sieht so aus, als würden die Amis zurzeit etwas reduzieren. Deshalb auch die Bewegung am Markt.

Wir wissen  nicht, ob Verkehrsunternehmer jetzt den Preis für einen längeren Zeitraum festmachen sollten. Das kann natürlich in ein paar Tagen anders aussehen. Man sollte also sehr wachsam sein und die Meldungen beobachten. Dass Händler die Preise für ein oder zwei Jahre fest anbieten, dürfte es in diesen Tagen nicht mehr geben!! Es kann aber gut sein, dass die Preise schnell wieder nachgeben. Wer jetzt festmachen will, sollte keine so große Menge abschließen, weil kein Mensch weiß, wie es wirklich wird.