29.05.2015
Kategorie: Finanzen
Von: Daniel Schneider

Factoring was für Spediteure?

Ein namhafter Auftraggeber lud kürzlich die von ihm beauftragten Spediteure zu einer Factoring-Veranstaltung ein. Mit am Tisch war auch eine Factoring-Bank. Den Unternehmern wurde angeboten, künftig schneller ans Geld zu kommen, die Geldeingangsdauer zu verkürzen. Das »Factoring auch für Mittelständler eine sinnvolle Lösung« ist, titelte vor kurzem eine branchenbekannte Fachzeitschrift. Doch ist dem so?


© Throben Wengert / Pixelio.de

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Der Deutschen Factoring Verband e.V. weiß natürlich, dass Factoring sinnvoll ist. In seinem Jahresbericht 2014 steht, der durchschnittliche deutsche Factoringnehmer macht einen Jahresumsatz bis 10 Mio. Euro, kommt aus Handel, Maschinenbau oder Dienstleistung und nutzt Factoring zu 6,5 % in seinem Finanzierungsmix.

Was ist Factoring? Beim Factoring verkauft ein Unternehmen (Factoringnehmer) seine Forderungen an ein anderes Unternehmen (Factor). Je nach Vertragsart zahlt der Factor dem Factoringnehmer die volle oder eine reduzierte Summe direkt oder zum Fälligkeitszeitpunkt aus. Bei echtem Factoring übernimmt der Factor vom Factoringnehmer das Ausfallrisiko!

Warum kann sich Factoring lohnen? Hier das erste Argument pro: Zum einen eliminiert echtes Factoring das Ausfallrisiko der entsprechenden Forderung, da dieses vollumfänglich auf den Factor übergeht. Zum anderen kann der Verwaltungsaufwand aufgrund von Forderungsüberwachung und Mahnverfahren wegfallen. Der Spediteur muss sich fragen, ob bei seinen Kunden ein Ausfallrisiko besteht und ob er Verwaltungsaufwand tatsächlich spart.
  
Hier das zweite Argument pro: Factoring verbessert die Liquidität. Das Geld ist früher da und damit wird das Kontokorrentkonto weniger in Anspruch genommen. Die Rentabilität verbessert sich aufgrund einer kürzeren Kapitalbindungsdauer. Das ist ein Argument, dass für manchen Spediteur Gewicht hat. 

Hier das dritte Argument pro: Die Forderungsposition in der Bilanz wird  gekürzt. Dadurch erhöht sich in der Bilanz der Eigenkapitalanteil und damit das Bilanzbild, was sich positiv auf das Rating auswirken kann. Auch dieses Argument hat Gewicht, denn ein verbessertes Rating führt zu niedrigen Zinssätzen.

Trotz aller positiven Auswirkungen kostet Factoring erstmal Geld, entweder in Form einer geringeren Forderungsauszahlung oder aber in Form einer wie auch immer gearteten Gebühr. Es gibt Berechnungsformulare, in denen die Factoringkosten den eingesparten Kontokorrentzinsen und den sonstigen positiven Effekte gegenübergestellt werden. Bevor man also einen Factoringvertrag unterschreibt, gilt es, die Ansätze der Berechnung sorgfältig zu prüfen. Der Steuerberater oder der branchenkundige Unternehmensberater werden unterstützen.