04.04.2016
Kategorie: Kraftstoffe, Top-News
Von: Martin Wendlandt

Dieselpreise jetzt festmachen?

Man muss sich die Dieselpreise für die Monate des vergangenen Jahres ansehen. Auf Stichtage Anfang der Monate bezogen lagen die Dieselpreise in 2016 um 19$, 22$ und 23$ unter den Vorjahrswerten.


© artemegorov / Fotolia.com

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Jetzt, nach Ostern, liegt der Wert nur noch 16$ unter April 2015, gibt aber wieder nach. Bedeutet das schon eine Trendwende, wird der Dieselpreis jetzt wieder anziehen? Viele Analysten sind der Meinung, dass ein Preis um 40$ pro Barrel nicht haltbar ist, die Preise wieder auf 35$ bis 30$ runtergehen würden.

Im Januar hatten sich 17 Ölförderländer auf eine Limitierung der Fördermenge verabredet. Allerdings hatte dies auf die Gesamtfördermenge keinen Einfluss. In den USA hat sich die Zahl der aktiven Ölbohrtürme gegenüber dem Vorjahr um 54% reduziert. Diese bei steigender Nachfrage und vielleicht steigendem Rohölpreis wieder zu aktivieren, ist vergleichsweise einfach, so dass die Menge mit der Nachfrage steigen könnte und damit stark steigende Ölpreise verhindern würde. Die niedrigen Rohölpreise haben nämlich etwas mit Weltpolitik zu tun. Das Rohöl ist das Mittel eines Wirtschaftskrieges. Nicht nur mit Sanktionsmaßnahmen wie Lieferverboten, sondern auch mit niedrigen Rohölpreisen sollen Russland, einzelne arabische Länder und der IS weiter in die Knie gezwungen werden. Dieses sind Argumente für weiter niedrige bzw. wieder sinkende Rohölpreise. Zum Ende des Winters geht auch die Nachfrage nach Heizöl zurück, die Preise gaben dann schon immer nach.

Weshalb sollte man also die Dieselpreise für 2016, vielleicht sogar für 2017, festschreiben? Das muss etwas mit dem Glauben oder dem Gefühl zu tun haben, dass die Preise nicht sinken, sondern steigen werden. Fundamentale Daten dafür gibt es leider nicht. Gäbe es diese, so würden viele Händler jetzt Mengen für 2016/2017 einkaufen, was an den Rohölbörsen die Future-Preise steigen lassen würde. Zurzeit tun das die Händler aber nicht, denn die Prognosen für die Weltwirtschaft, einschließlich China, Europa und die USA zeigen nur ein sehr moderates Wachstum und damit keine steigende Rohölnachfrage.
Wie bei jeder Wette auf die Zukunft weiß man nicht, wie es wird. Steigen die Rohölpreise und damit auch die Dieselpreise, stellt sich zuerst einmal die Frage, ob die Leistungspreise den Dieselpreisen folgen, ob man mit den Auftraggebern eine Preisgleitklausel hat, und/oder ob es eine Möglichkeit der Preisverhandlung gibt. Gibt es eine Preisgleitklausel oder eine Verhandlungsmöglichkeit, so dürfte der Auftraggeber eine Senkung der Leistungspreise dann fordern, darauf verhandeln, wenn die Dieselpreise sinken. Was aber, wenn der Unternehmer seinen Dieselpreis für 2016/2017 fixiert hat? Wir kennen einzelne Unternehmer, die genau vor dieses Problem gestellt waren und viel Geld verloren. Wir kennen natürlich auch Unternehmer, die die Dieselpreise zum richtigen Zeitpunkt abgesichert haben und damit schöne Spekulationsgewinne eingefahren haben. Es gibt übrigens auch Preisgleitklauseln, in denen der Unternehmer seine Einkaufspreise nachweisen muss.
Bei Preisabsicherung handelt sich um nichts anderes als um Spekulation. Das dürfen Unternehmer natürlich. Den Gewinn voll ausschöpfen kann man dann, wenn die Dieselpreise über den abgesicherten Preis steigen und die Leistungspreise trotzdem steigen, mit Preisgleitklausel oder Verhandlung. Aber auch, wenn der Leitungspreis nicht steigt, man aber günstiger als zum Marktpreis einkaufen kann, verdient man an der Spekulation.

Es gibt aber auch Fälle, in denen zur Absicherung geraten werden kann. Ein Unternehmer bekommt einen großen Auftrag zum fixen Preis. Der in der Kalkulation angesetzte Dieselpreis lässt keinen oder nur geringen Spielraum nach oben zu. Ein Anstieg des Preises wäre in diesem Fall ein Risiko, das der Unternehmer nicht eingehen kann, weil ihn dieses in die Verlustzone bringen würde. Die Dieselpreisabsicherung ist dann sinnvoll, auch wenn der Unternehmer bei sinkendem Dieselpreis auf mögliche Gewinne verzichtet.
Wir sind der Meinung, dass man mit Spekulationen sehr vorsichtig sein sollte. Jetzt schon Dieselpreise für 2017 abzusichern, halten wir für sehr riskant. Man kann viel Geld gewinnen, aber auch verlieren. Wer kann und will sich das leisten? Wer Preise absichert, sollte immer nur eine begrenzte Menge für einen überschaubaren Zeitraum absichern, z.B. ein Drittel des Bedarfs. In der zweiten Hälfte des abgesicherten Drittels kann man dann ein weiteres Drittel absichern, usw.